Home | News | 2009 Einloggen    
Home
THW - Allgemein
Ortsverband
Helfervereinigung
Jugendgruppe
News
2017
2016
2015
2014
2013
2012
2011
2010
2009
2008
2007
Forum
Kalender
Links
Samstag, 12. September 2009 - THW Homberg in der Kasseler Unterwelt

Nach einer langen Nacht auf der Autobahn A7 bei einem LKW-Brand trafen sich die Helferinnen und Helfer des OV Homberg am Samstagmorgen gegen 09:15 Uhr in der Unterkunft. Gemeinsam fuhr man zum Kasseler Weinberg um dort an einer Bunkerbesichtigung durch die Feuerwehr Kassel teilzunehmen.
Jens Kühn gab der Gruppe einen interessanten Einblick in die Geschichte der Bunkeranlage und sorgte bei den Helferinnen und Helfern mit Witz und Humor schnell für gute Laune. Wer zu Beginn der Führung noch müde und schläfrig war, wurde durch ca. 11°C und fast 100% Luftfeuchtigkeit wach gerüttelt. Sogar die Dunkelheit in den Gängen konnte nun niemanden mehr von der fast zweistündigen Führung ablenken.
Wer auch einmal an einer solchen Führung teilnehmen möchte, sollte sich bei der Kasseler Feuerwehr nach einem Termin erkundigen. Ein Erlebnis, das sich in jedem Falle lohnt und auch nicht alltäglich ist.
Den Mitgliedern des OV Homberg hat die Führung mehr als nur gut gefallen und man bedankt sich für einen spannenden Vormittag mit Geschichte zum anfassen.

Zur Geschichte der Bunkeranlage:
Ausgelegt war der Bunker bzw. Schutzraum am Weinberg, wie man ihn richtig nennt für ca. 6.000 Menschen. In schlimmen Bombennächten befanden sich jedoch 10.000 -11.000 Menschen in der Stollenanlage. Bei einer Gruppengroße von ungefähr 20 Leuten kaum vorstellbar, denn schon hier entsteht durch die schmalen und verwinkelten Gänge eine beklemmende Enge. Trotzdem ist in diesem Schutzraum niemand durch einen Bombeneinschlag getötet worden, da der Bunker über eine Frischluftversorgung verfügte und auch durch den Muschelkalkstein gegen zu große Erschütterungen geschützt war. Noch heute kann man die Schriftzüge aus der Nazizeit an den Wänden erkennen. Nummern gaben an, wo sich die schutzsuchenden Anwohner aufzuhalten hatten. Privilegien bei der Platzvergabe gab es hierbei nicht, wer im Bunker Schutz fand blieb dort nur für ein paar Stunden bis die Bombenentwarnung erfolgte. Eine Ausnahme gab es für Familien, die ihre Wohnhäuser verloren hatten und noch keinen Unterschlupf bei Freunden oder Verwandten gefunden hatten. Für sie wurde ein bestimmter Stollen mit Trennwänden versehen, wo sie vorerst wohnen konnten.
Dass dies wirklich nur eine Notlösung war, wurde schon allein dadurch klar, dass es für alle nur ca. 40 Toiletten gab, die stündlich nur einmal zentral gespült wurden. Heute ist von den damaligen Toiletten nur noch die Kabinenwand zu sehen. Grund dafür ist die Technoparty, die zwei junge Männer 1992 eigenmächtig in der Stollenanlage veranstalteten. Die Toiletten wurden zwar rege genutzt, leider bestand dort jedoch schon nicht mehr die Möglichkeit sie zentral zu spülen. Viel schlimmer war jedoch, dass die beiden Veranstalter der Party die gesamte Stromversorgung im Bunker zerstörten. Da es ihnen zu dunkel war, schmierten sie sämtliche Kabel und Lampenhalterungen mit Brennpaste ein und entzündeten sie. Ihr Vorhaben brachte ihnen zwar Licht aber auch giftige Dämpfe aus dem verbrennenden Plastikteilen an den Wänden. Der Rauch zog direkt zu den feiernden Gästen, was ihnen wohl nur durch die ungeschickte Platzwahl der Technoparty nicht das Leben kostete. Anwohner und das benachbarte Krankenhaus hörten den Lärm und die wummernden Bässe und riefen die Polizei und Feuerwehr, die die feiernde und ahnungslose Menge evakuierte. Neben dieser recht aktuellen Nutzung, die auch heute noch durch Graffitis und Schmierereien an den Wänden nachvollziehbar ist und der Verwendung im Zweiten Weltkrieg als Luftschutzbunker hatte der Weinberg jedoch auch noch einen anderen historischen Zweck. Schließlich wurde er einst (wie der Name schon sagt) zum Anbau von Wein genutzt. Das Problem hierbei war jedoch, dass er den früheren Konsumenten viel zu bitter war. Im Dreißigjährigen Krieg wurden dann fast alle Reebstockbestände vernichtet und auch als man 1765 neue Pflanzen aus Frankreich ankaufte verbesserte sich die Qualität des Weins nicht.
Die Nutzung als Bierlager war hier schon effektiver. Im Winter wurde Eis in den Stollen gebracht, das das Bier im Sommer schön kühl hielt. Auf dem Weinberg entstanden Biergärten in denen man den Alkohol genießen konnte.
Diese älteren Stollenanlagen unterscheiden sich optisch sehr von den angebauten Elementen im Zweiten Weltkrieg. Sie sind viel höher und besitzen neben dem blanken Gestein teils nur große Rundbögen. Die neueren Elemente hingegen sind weiß getüncht, besitzen meist nur eine geringe Deckenhöhe und haben auch einen deutlich höheren Gehalt an Luftfeuchtigkeit.

Links:












update: Sa. 12.09.2009 - 23:00 Uhr
© 1998 - 2024